Gedenkstättenfahrt des LK Geschichte

Besuch der Wewelsburg

Vom 26.3 – 31.3.2023 unternahm der Geschichte LK Q1 unter der Leitung von Frau Gruß und Herrn Hanses eine Gedenkstättenfahrt zur Wewelsburg bei Paderborn.

Ursprünglich wurde die Wewelsburg als Renaissanceschloss zu Beginn des 17. Jahrhunderts gebaut und diente zunächst als Nebenresidenz der Paderborner Fürstbischöfe. In den 1930er- und 40er-Jahren plante Heinrich Himmler in seinem Größenwahn das ehemalige Schloss in eine Burg als Zentrum für die Ausbildung der SS-Elite zu verwandeln. Heute befinden sich in der Burg u.a. eine Jugendherberge, das Burgmuseum sowie das Kreismuseum als Aufklärungsort über den Terror des Nationalsozialismus und als Gedenkstätte für die Opfer und Überlebenden des nahe gelegenen ehemaligen Konzentrationslagers Niederhagen.

Begleitet wurden wir an allen Tagen von Herrn Ellermann, leitender pädagogischer Angestellter des Kreismuseums Wewelsburg. Mithilfe seines umfassenden Detailwissens konnte er uns vieles über die Wewelsburg und ihre Geschichte erzählen. Jede Frage, die wir hatten, hat er uns ausführlich beantwortet.

Nach einer erlebnisreichen Anreise – aufgrund eines angekündigten Streiks im öffentlichen Nah- und Fernverkehr reisten wir schon sonntags abends an – und einem leckeren Einstieg mit Pizza verbrachten wir die ersten zwei Tage u.a. mit einem Rundgang durch das Dorf, wo wir Spuren der (NS-) Vergangenheit suchten und fanden, sowie mit einem Besuch des Soldatenfriedhofes Böddeken. Der Friedhof liegt außerhalb des Ortes, in einem Waldstück. Dort sind sowohl Soldaten des ersten als auch des zweiten Weltkriegs bestattet. Vor allem sind die Gräber von Kindersoldaten auffällig, von denen die meisten im letzten Kriegsjahr starben.

Innerhalb des Ortes Wewelsburg liegt das Gelände des ehemaligen KZ Niederhagen. Die Gebäude des KZs wurden nach dem Krieg niedergerissen und die Gegend in eine Wohnsiedlung umgewandelt. Inmitten des Appellplatzes liegt ein dreieckiges Denkmal für die Inhaftierten des ehemaligen Konzentrationslagers. Dieses ist in englisch, deutsch und kyrillisch beschriftet, da die meisten Inhaftierten sowjetische Kriegsgefangene waren.

Alle Rundgänge wurden gründlich durch Vorträge vorbereitet.

Die Freizeit verbrachten wir gemeinsam mit Gesellschaftsspielen, einem Grillabend als Geburtstagsfeier für einen Mitschüler (18 Jahre, das ist fast 19) und zwei thematisch eingebundenen Filmabenden. So sahen wir im Anschluss an unseren Exkurs zum Thema Kindersoldaten, von denen wir viele Gräber in Böddeken gesehen hatten, den Film „Napola“. Einige Tage danach sahen wir „Im Westen nichts neues“ und diskutierten im Plenum über die Relevanz des Werkes in der heutigen Zeit.

Am Mittwoch haben wir zunächst Fundstücke vom ehemaligen Schießstand der SS erhalten und haben diese untersucht. Danach begaben wir uns zum Schießstand, der in einem nahegelegenen Waldstück liegt, nach Kriegsende völlig zugeschüttet wurde und nun schrittweise wieder freigelegt wird. Auch wir haben dort mit Schaufeln und Spitzhacken Grabungen durchgeführt. Gruppen vor uns hatten bereits u.a. einen verrosteten Benzinkanister, einen kaputten Ofen, einen kaum als solchen zu erkennenden Motorradtank und eine vergammelte Kabeltrommel gefunden. Wir fanden zwei kanadische Patronenhülsen, die wahrscheinlich von britischen Soldaten abgefeuert wurden, eine verrostete Fahrradfelge und mehrere kleine Glas- und Fliesenstücke. Uns wurde versprochen, dass die Fundstücke nach Reinigung und Konservierung im Kreismuseum der Wewelsburg ausgestellt werden würden.

Dort im Kreismuseum hielten wir uns am nächsten Tag auf. Nach einer kurzen Einführung von Herrn Ellermann durften wir uns in der Dauerausstellung „Ideologie und Terror der SS“ umsehen. Wir konnten uns in Kleingruppen ein Thema aussuchen, welches uns interessiert, haben die Materialien dazu gesichtet und darüber einen Vortrag vorbereitet. Dabei hatten wir volle Freiheit bei der Themenwahl und bei der Gestaltung der Präsentationen. Zudem besuchten wir den Nordturm der Burg und dessen propagandistischen Aufbau.

Am nächsten Tag haben wir die Ergebnisse unserer Arbeit vom Vortag präsentiert, die Gedenkstättenfahrt evaluiert, haben uns verabschiedet und nahmen den Zug zurück nach Hause. Insgesamt war die Fahrt zur Wewelsburg sehr lehrreich und erlebnisreich. Auch hat sie uns als Gruppe enger zusammengebracht. Wir haben erfahren und gelernt: Zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus müssen wir uns dieser Ideologie immer entgegenstellen.

Unsere Gedenkstättenfahrt haben wir in einer kleinen Foto-Ausstellung dokumentiert. Wer sie sehen möchte, findet sie im Hauptgebäude 2. Etage, vor unserem Kursraum R220.

Für den LK Geschichte: Dado Grbavac, Jonathan Schmidt, Giuseppe Contrino

Fotos: Copyright 2023 Jan Waldmann